Viele weltpolitische Themen bestimmen neben der Pandemie zurzeit unseren Alltag und auch das Reiseverhalten der Business Traveller. Neben all diesen offenen Flanken wird nachhaltiges Handeln und Planen allerdings wichtiger als jemals zuvor.
Dies belegt auch die vor kurzem veröffentlichte VDR-Geschäftsreiseanalyse 2022: Nachhaltigkeitsbestrebungen in Unternehmen entwickeln sich immer mehr von der Option zur Regel. 89 Prozent der größeren Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern planen oder setzen bereits Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Bilanz im Geschäftsreisebereich um und auch bei den kleineren Firmen ist lediglich nur noch jede fünfte untätig.
Auch die Politik reagiert mit der voraussichtlichen Erweiterung der EU-Richtlinie „Corporate Sustainability Reporting Directive“. Große und börsennotierte Unternehmen sollen zukünftig noch stärker als bisher in die Pflicht genommen werden, über nachhaltiges Handeln und Wirtschaften zu berichten. Daher wurde in die Analyse zum ersten Mal die Frage zum Nachhaltigkeitsreporting mit aufgenommen und der VDR ist sehr stolz, als erster repräsentative deutsche Zahlen zu diesem Thema vorlegen zu können. Zwar zeigt die Analyse, dass ein einheitliches Nachhaltigkeitsreporting bei 28 Prozent der Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern „kein Thema“ ist und noch nicht stringent umgesetzt wird, so setzen aber immer mehr Firmen einzelne Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit im Geschäftsreisebereich um.
Signifikante Anstiege sind bei Einsatz und Planung eines nachhaltigen Mobilitätsbudgets mit einem Zuwachs von 43 auf 66 Prozent im Vergleich zu 2021 zu verzeichnen und auch nachhaltige Mitarbeiterangebote wie beispielsweise das JobRad oder das JobTicket für Pendler fördern oder planen bereits dreiviertel aller Unternehmen (2021: 67 Prozent). Die Anzahl von Geschäftsreisen wird aktuell oder künftig in 83 Prozent aller Unternehmen reduziert. Zudem hat sich der Wechsel von Flug zu Zug innerdeutsch mittlerweile durchgesetzt. Auch wenn der Wert 2021 noch etwas höher war, sind immer noch 62 Prozent der befragten Unternehmen auf Fahrten mit der Bahn umgestiegen und mit 14 Prozent planen es in etwa gleich viele in Zukunft. Die Analyse zeigt auch, dass die Verkehrswende in der Zukunft auf Deutschlands Straßen sichtbar sein wird – denn der Wechsel zu Elektroautos im Fuhrpark und bei Mietwagen ist eingeläutet: 43 Prozent der Befragten haben E-Autos im bevorzugten Einsatz und 40 Prozent wollen diese einführen. Hier hat sich die Einstellung pro Elektroauto von der letzten Befragung von 72 auf 83 Prozent erhöht. Auf CO2-Kompensation setzen 45 Prozent der Befragten und 30 Prozent haben es ins Auge gefasst. Dabei ist die Einstellung zu Mehrkosten für Beiträge zur Nachhaltigkeit in den Unternehmen aller Größenklassen und auch im öffentlichen Sektor ähnlich. Über die Hälfte ist dabei, wenn es darum geht, den verursachten CO2-Ausstoß mit Geld zu kompensieren. Die Höhe ist für die meisten auch klar: 72 Prozent der Geschäftsreiseverantwortlichen in Unternehmen sehen ein bis zehn Prozent Mehrkosten als vertretbar. Das ergibt eine Bandbreite von 10 bis 100 Euro bei einer 1.000-Euro-Reise.
Die Geschäftsreiseanalyse belegt es recht deutlich: Nachhaltigkeit und Klimaschutz steigen weiter an Relevanz und müssen zusätzlich bei der Planung und Umsetzung einer Geschäftsreise berücksichtigt werden. Beratungsfunktion und Information rund um einen Business Trip werden dadurch immer umfangreicher. Allerdings gibt es bislang keine einheitliche Ermittlungsmethode des CO2-Fußabdrucks – jeder Klimarechner funktioniert bislang unterschiedlich. Um hier mehr Transparenz zu schaffen, hat der VDR das Kompetenzteam Nachhaltigkeit ins Leben gerufen. Das Expertenteam erarbeitet Ansätze, um Nachhaltigkeit konkret im Geschäftsreiseprozess zu verankern und umzusetzen. Der VDR ist zusätzlich politisch national und international aktiv, um Standards zu setzen. Außerdem vermittelt der VDR in Seminaren speziell zum Thema Nachhaltigkeit Grundlagen und praktische Umsetzungsmöglichkeiten für nachhaltigere Geschäftsreisen. Im Vordergrund stehen die Einführung und Umsetzung von grünen Reiserichtlinien, CO2-Emissionsberechnungsmethoden, die Einführung von Klimazielen sowie Anreizsysteme für die Mitarbeitenden, um klimafreundlicheres Pendeln zur Arbeitsstelle zu fördern.
Die Krise der Reisebranche eröffnet die Chance für einen Neustart mit stärkeren nachhaltigen Perspektiven für die Zukunft – Back to business but not as usual!