Hochschule Worms lud zum Business Travel Day

2. Business Travel Day Hochschule Worms | Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (VDR)

Um die 60 Studentinnen und Studenten und Dutzende Travel Manager und Leistungsträger: Der 2. Business Travel Day nach Corona stieß auf enorme Resonanz. Thematisch stand die Nachhaltigkeit im Fokus. Partner der Veranstaltung waren fvw | TravelTalk und der Verband Deutsches Reisemanagement (VDR). fvw | TravelTalk-Redakteur Oliver Graue führte durch das Programm.

Geht es um den sogenannten CO2-Fußabdruck, sind für ein Unternehmen wie die KfW-Bank Geschäftsreisen der wichtigste Faktor. "Wir erzeugen mit unseren Reisen jedes Jahr fast 6.000 Tonnen Kohlendioxid", sagt Isabell Stölken, Projektmanagerin Mobilitätsmanagement bei der bundeseigenen Bank: "Das sind 57 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes der KfW."

Den aber will das Finanzinstitut deutlich reduzieren. Wie es dabei vorgeht, berichtete Stölken nun beim 2. Business Travel Day der Hochschule Worms. Mehr als 100 Teilnehmer waren gekommen, um sich einen ganzen Tag lang über das diesjährige Schwerpunktthema Nachhaltigkeit zu informieren.

Die KfW-Bank geht mehrere Wege, um ihr Ziel – 25 Prozent weniger CO2 bis 2030 – zu erreichen. Zum einen beschafft sie bereits seit dem vergangenen Jahr nur noch Elektroautos für ihre Firmenflotte. Diese stellt es ihren Beschäftigten das E-Fahrzeug auch für Privatreisen zur Verfügung.

Bei innerdeutschen Geschäftsreisen wiederum sollen die Mitarbeiter die Bahn bevorzugen: Die Online-Buchungssoftware zeigt bei der Verbindungssuche die nachhaltigste Option an erster Stelle an uns weist für alle Ergebnisse den CO2-Ausstoßes aus. "Wir setzen nicht auf Verbote, sondern auf die Verantwortung unserer Beschäftigten", sagt Stölken.

Rad, Call-a-Bike und 49-Euro-Ticket

Dritte Säule schließlich stellt für die KfW eine möglichst nachhaltige Pendlermobilität dar. So können die Mitarbeiter Fahrradleasing oder kostenfreies Call-a-Bike in Anspruch nehmen oder erhalten einen Zuschuss, wenn sie sich für das Deutschland-Ticket entscheiden.

Doch trotz aller Ideen und Projekte, mit denen Stölken und ihre Kolleginnen das Reisen nachhaltiger machen wollen: "Es gibt etliche Hürden und Herausforderungen", sagt sie. Zum Teil langwierige Diskussionen mit Beschäftigten gehörten dazu, aber auch die Tatsache, dass die Bahn nicht immer eine attraktive Alternative darstelle – vor allem wenn es um die Reisezeit geht.

Nachhaltigkeit bedeutet höhere Kosten

Zudem sei datenschutzrechtlich nicht alles umsetzbar, es fehlten nach wie vor einheitliche CO2-Berechungsstandards, um am Ende seien die Kosten fürs nachhaltige Reisen höher. "Das beginnt schon damit, dass die in ökologischer Hinsicht besseren Direktflüge meist teurer sind als Umsteigverbindungen", sagt sie.

Dennoch plant die KfW bereits weitere Initiativen. Um das nachhaltige Reisen attraktiver zu machen, denke man über eine Incentivierung nach. Sprich: Wer sich für die ökologische Option entscheidet, erhältet Klima-Punkte, die er oder sie gegen Gutscheine einlösen kann. Im Gespräch sei auch, Pendlerbörsen einzurichten – auch gemeinsam mit anderen Unternehmen –, und die nachhaltige Hotelauswahl zu stärken.

Fortschritte im Hotel-Segment

Dass es gerade in diesem Bereich mittlerweite gute Fortschritte gibt, zeigten Wiebke Losekamp von DER Business Solutions und Annette Kussmaul von Airplus auf. Im VDR-Ausschuss Nachhaltigkeit entwickelten sie hierzu eine Produktidee, die ihre Unternehmen – plus CRC in Stralsund – in die Tat umsetzten.

So zeigen die Buchungsportale der beiden Hotelanbieter die CO2-Emissionen für die jeweiligen Hotels an, Airplus wiederum übernimmt diese Daten in seine Abrechnungen. "Man kann also etwas bewirken", erzählten sie stolz.

Mehrere Travel Management Companies (TMC) von ATG über DER Business Travel und LCC bis BCD schließlich zeigten beim Business Travel Day auf, wie sie helfen, um Unternehmen die Entscheidung für nachhaltige Reiseoptionen zu erleichtern – vom "Klima-Check" über Workshops und das Integrieren von Tools in die Online-Buchungssoftware bis zum Reporting.

"Nachhaltigkeit kein Kann, sondern ein Muss"

Immer wieder wiesen sie auf die gesetzliche Notwendigkeit eines derartigen Handelns hin. "Nachhaltigkeit ist kann Kann, sondern ein Muss", sagt Vera Slot von LCC: "Vor allem aus Brüssel kommen zunehmend entsprechende Verordnungen."

Tatsache ist aber auch, dass sich die Zahl der Unternehmen, die Nachhaltigkeit in ihren Reiserichtlinien umsetzen, noch in einem sehr kleinen Rahmen bewegt. "Beratungsangebote nehmen nur wenige Firmenkunden an", bilanziert Rainer Waldmann von BCD ernüchternd, und auch über CO2-Kompensation werde deutlich mehr geredet, als dass sie genutzt werde."

Top-Management muss es vormachen

Er sieht es als entscheidend an, dass an die Stelle des bisherigen "Best Buy"-Prinzips bei Geschäftsreisen – also des besten Preises – ein Nachhaltigkeits-Prinzip tritt. "Dafür müssen Firmen dann bereit sein, mehr zu bezahlen", sagt Waldmann. "Und auch das oberste Management ist in einer Vorbildrolle. Nur wenn dieses nachhaltig reist, machen es auch die Mitarbeiter."

Dass es um den Klimaschutz bei Geschäftsreisen in Deutschland dennoch nicht schlecht steht, zeigte zuvor ein Beitrag des VDR-Hauptgeschäftsführers Jens Schließmann. Der Grund ist allerdings kein bewusstes Umsteuern, sondern schlicht die Tatsache, dass im Business Travel die Unternehmen hierzulande "nach wie vor auf der der Bremse stehen", so Schließmann.

Während anderswo die Zahl der Dienstreisen – vor allem aber ihr Umsatz – teilweise das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht hat, hinkt Deutschland deutlich hinterher. Und auch für dieses Jahr geht lediglich jede dritte Firma davon aus, wieder an den Wert von 2019 anzuknüpfen.

Deutschland klar hinter Vor-Corona-Zahlen

Einer Umfrage des VDR unter seinen Mitgliedern zufolge reist ein weiteres Drittel nur 50 bis 79 Prozent so viel wie vor der Pandemie; ein Viertel kommt auf Buchungszahlen von 80 bis 89 Prozent.

Schließmann sieht in Deutschland derzeit vor allem drei Trends wirken. Erstens würden Unternehmen etliche Reisen inzwischen durch virtuelle Treffen ersetzen, zweitens bündelten sie zunehmend Termine, die sie vor Corona noch separat absolviert hätten, zu einem einzigen Trip. Und drittens schließlich zeigen die weniger guten Erwartungen für die deutsche Wirtschaft Folgen: Firmen setzen bei ihren Geschäftsreisen den Rotstift an.

In thematischer Hinsicht sieht Schließmann, dessen Verband in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert, ebenfalls drei Schwerpunkte. Die sogenannte ganzheitliche Mobilität, die neben den Geschäftsreisen auch das Pendeln und Workation umfasst, rücke ebenso in dem Vordergrund wie die weiter fortschreitende Digitalisierung im Travel Management samt der Künstlichen Intelligent. Und dass – drittens – die Nachhaltigkeit an Relevanz gewinne, steht für ihn ebenso fest.

(Text: Oliver Graue, fvw | TravelTalk)

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