Der Verband Deutsches Reismanagement (VDR) nimmt die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage bei den Mitgliedsunternehmen zum Anlass, Defizite aufzuzeigen, die die Geschäftsreisetätigkeit deutscher Firmen derzeit hemmen. In Vor-Pandemie-Zeiten erreichten die Ausgaben für Geschäftsreisen ein Rekordniveau von rund 55 Mrd. Euro (VDR-Geschäftsreiseanalyse 2019). Und auch jetzt ist die Geschäftsreisetätigkeit der deutschen Unternehmen bereits wieder auf einem guten Niveau, wie die aktuellen Zahlen des Geschäftsreiseverbands belegen.
Bei einem Drittel der befragten Travel Manager hat der Kostenanteil der geschäftlichen Reisen ihres Unternehmens bereits nahezu das Vor-Pandemie-Niveau erreicht oder übersteigt es sogar. Über 40 Prozent der Befragten geben ein aktuelles Reisevolumen von 70 bis 90 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019 an. „Diese Entwicklung bestätigt, dass Geschäftsreisen weiterhin einen festen Bestandteil für die deutsche Wirtschaft darstellen. Die Befragung unserer Mitglieder zeigt aber deutlich auf, wo die geschäftliche Mobilität zurzeit beeinträchtigt wird“, sagt VDR-Präsident Christoph Carnier. Der Großteil der Befragten sieht die größte Hürde für die Geschäftsreisetätigkeit ihres Unternehmens aktuell im Streikgeschehen (85 Prozent), danach folgten Infrastrukturgründe im Verkehrsnetz (44 Prozent), Probleme bei Verfügbarkeiten u.a. von Flügen oder Hotels nannten 36 Prozent, für 28 Prozent stellen Sicherheitsaspekte ein Problem dar und für 17 Prozent der Travel Manager erschweren Bürokratiehindernisse die Arbeit. „Diese Ergebnisse bestätigen uns darin, die Reisehemmnisse anzupacken und weiter abzubauen. Das ist unser klarer Auftrag, hier mit der Politik in die Diskussion einzusteigen, um nach Lösungen zu suchen“, so Carnier.
Nachhaltigkeitsthemen und Digitalisierung im Geschäftsreiseprozess sind nicht mehr wegzudenken und neue Mobilitätsangebote kommen hinzu. Um auch im Verkehrssektor die Transformation voranzutreiben, ist es unerlässlich in Verkehrswege und digitale Infrastruktur zu investieren. Der VDR betont zudem die Notwendigkeit, dass die Politik Maßnahmen ergreift, um auch in Zeiten von Krisen und Streiks eine planbare und zuverlässige Mobilität sicherzustellen. Denn nahezu alle Travel Manager gaben in der VDR-Umfrage an, dass das aktuelle Streikgeschehen die Geschäftsreisetätigkeit ihres Unternehmens stark beeinträchtigt. Die unkalkulierbaren Auswirkungen eines Streiks schaden dem Wirtschaftsstandort Deutschland nicht nur ökonomisch, sondern gefährden auch das Streben von Unternehmen und Geschäftsreisenden, auf klimafreundliche Verkehrsmittel zu setzen. Das Vertrauen der Reisenden wird stark beschädigt und stellt den Umstieg beim Pendeln und der Geschäftsreise vor große Herausforderungen.
VDR-Vizepräsidentin Inge Pirner: „In Anbetracht der ökologischen Verantwortung, engagieren wir uns mit unseren Mitgliedsunternehmen für die Förderung nachhaltiger und innovativer Lösungen im Rahmen der geschäftlichen und betrieblichen Mobilität. Doch um Konzepte wie ein Mobilitätsbudget zu implementieren und Anreize zur verstärkten Nutzung klimaschonenderer Mobilitätsoptionen für die Unternehmen zu schaffen, ist es nötig, administrative und steuerrechtliche Hürden abzubauen.“
Mit Nachdruck plädiert der Verband für die Schaffung gerechter Wettbewerbsbedingungen, um die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland zu erhöhen. Dies umfasst unter anderem die angemessene Anpassung der nationalen Steuerlasten für Unternehmen – insbesondere für Anbieter geschäftlicher Mobilität. Zusätzliche staatliche Belastungen bremsen die Erholung spezieller Branchen, wie beispielsweise des Luftverkehrs, und belasten durch steigende Kosten die geschäftliche Mobilität. Aber auch der Bürokratieabbau und die Reduzierung damit verbundener Hürden, wie der A1-Bescheinigung (Sozialversicherungsnachweis für Geschäftsreisende), sind wichtige anzugehende Themen.
Im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung sind in Zukunft nachhaltige Mobilitätslösungen und Intermodalität gefragt. Im Hinblick darauf begrüßt der VDR die geplante Einführung des Mobilitätsdatengesetzes, in dem es unter anderem um die Weitergabe von Daten geht. Der Verband weist aber darauf hin, dass bei der Ausgestaltung die Sicherheit und Integrität von Mobilitätsdaten oberste Priorität haben sollten.
„Bei all den Herausforderungen ist es unser Ziel, gemeinsam mit der Branche zukunftsweisend geschäftliche Mobilität aktiv zu gestalten. Wichtig ist uns hierbei der stetige Dialog und Austausch zwischen Wirtschaft und Politik“, betont der Geschäftsführer des Geschäftsreiseverbands Jens Schließmann.